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28.01.2017 10:40

Das Pelizaeus-Gymnasium trauert um seinen ehemaligen Schulleiter Franz Josef Floren

Kategorie: Aktuelle Mitteilungen der Schulleitung

Wortgewaltig – argumentationsstark – charakterfest – durchsetzungsfähig! So erlebten die Menschen, die mit ihm zusammenarbeiteten, Franz Josef Floren, den langjährigen Schulleiter des Pelizaeus-Gymnasiums. Zwei Jahrzehnte, von 1979 bis 1999, prägte er das Profil des Pelizaeus-Gymnasiums und verhalf ihm zu hoher Wertschätzung. Franz Josef Floren ist vor wenigen Tagen im Alter von 81 Jahren verstorben.

Qualität und Innovation waren für Franz Josef Floren wichtige Maßstäbe seines Denkens und Handelns, Klarheit und Weitblick zeichneten ihn aus. Unterricht und Schule müssen einander ergänzen, damit es gut wird. Seine Aufmerksamkeit galt daher der Qualität des Fachunterrichts wie außerunterrichtlichen Aktivitäten gleichermaßen. Lehrerinnen und Lehrer, die fachliche Kompetenz mit Begeisterungsfähigkeit und methodischem Geschick verbinden, die vor allem im Umgang miteinander und mit den Schülerinnen und Schülern das vorleben, was sie von diesen erwarten – diese pädagogisch-menschliche Grundeinsicht, so betonte Franz Josef Floren oft, mache schließlich den Geist einer Schule aus.

Wichtige Bildungsimpulse wurden in seiner Zeit aufgenommen und unter seiner Leitung früh im Schulalltag umgesetzt, u.a. die Einführung des Informatikunterrichts, Schülerbetriebspraktika, schulinterne Lehrerfortbildung an Studientagen, die Ausarbeitung eines Schulprogramms, die Einführung des Kurses ‚Wirtschaft in der Oberstufe‘ sowie der pädagogische Arbeitskreis „Runder Tisch Schule“ – um nur einige zu nennen. Wichtig waren ihm neue Partnerschaften mit Schulen in Polen, Russland und Ghana, die seither bei regelmäßigen Kontakten ehemals Fremde einander näher bringen. Bei alldem schützten den Schulleiter sein Verantwortungsbewusstsein für das Bewährte und Augenmaß dem Neuen gegenüber vor überstürztem Reformeifer.

Das musikalische Leben, die Aufarbeitung der Geschichte und die Pflege der Tradition des Pelizaeus-Gymnasiums waren ihm seit seinem Amtsantritt ein besonderes Anliegen. Deutlich wird dies in der zum 125-jährigen Bestehen der Schule 1984 von ihm herausgegebenen Festschriften, den seit 1989 erschienenen Pelizaeus-Briefen und der Schrift „Schule in ihrer Zeit“ von 2004, die neben eindrucksvollen Portraits seiner Vorgängerinnen die Entwicklung der Schule seit der Gründung durch Johanna Pelizaeus im Jahre 1859 bis in die Gegenwart beleuchtet. Zur Traditionspflege gehörte es auch, die Verbindung mit den ehemaligen Schülerinnen und Schülern nicht abreißen zu lassen – was zahlreiche Ehemaligentreffen eindrucksvoll belegen.

Franz Josef Floren studierte Latein und Griechisch an den Universitäten Frankfurt a./M. und Münster, er legte 1962 die Zweite Staatsprüfung am Staatlichen Studienseminar in Paderborn ab. Nachdem er 1973 zusätzlich an der Universität Münster die Lehrbefähigung für Sozialwissenschaften erworben hatte, wurde er bereits zwei Jahre später zum Fachleiter für die Fächer Politik und Sozialwissenschaften am Bezirksseminar für das Lehramt an Gymnasien in Paderborn ernannt. Für diese Fächer gehörte er zudem seit 1977 der Landesfachkommission an, war Mitverfasser der Richtlinien, seit 1985 war er als Fachberater der Bezirksregierung und nicht zuletzt als Autor und Herausgeber zahlreicher Unterrichtswerke tätig.

Der Wirkungskreis von Franz Josef Floren reichte weit über die einzelne Schule und über seine Lehrtätigkeit hinaus. Über viele Jahre setzte er sich aktiv für die Interessen von Schülerinnen und Schülern, von Kolleginnen und Kollegen ein: Er war Bezirksverbindungslehrer der Schülervertretung, Bezirksvorsitzender des Philologenverbandes und gehörte von 1975 bis 1980 dem Hauptpersonalrat beim Düsseldorfer Kultusministerium an.

Franz Josef Floren war eine markante Persönlichkeit. Vielen gab er viele produktive Anstöße. Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern begegnete er mit Respekt, er ließ ihnen die benötigten Freiräume zur individuellen Entwicklung und motivierte sie zugleich zum eigenständigen persönlichen Engagement. Er scheut sich nicht, zu schulpolitischen Fragen eine deutliche Position zu beziehen. Haltung zu zeigen brachte ihm Anerkennung, zuweilen auch Kritik ein, ließ ihn aber zu einer wichtigen Stimme in der Paderborner Schullandschaft und darüber hinaus werden. Dabei wollte er weder allen zeigen, wo es langgehen sollte, noch verfiel er in Pessimismus und Resignation, wenn sich der Sinn von Reformen nicht sogleich erschloss. Das Humane, so betonte der tief in der christlichen und antiken Tradition verwurzelte Floren oft, liege zwischen den Extremen. Viele seiner Reden waren ein leidenschaftliches Plädoyer für das Machbare. Gerade eine große Schule wie das Pelizaeus-Gymnasium mit ihrer Vielzahl von menschlichen Beziehungen, die immer auch Überraschungen und positive Impulse bereithält, biete konkrete Möglichkeiten, das Machbare auch zu tun.

Franz Josef Floren war auch ein nachdenklich-skeptischer Pädagoge, ein Redner der leisen Töne, der die Sprache beherrschte und der Überzeugungskraft aus der treffenden Verwendung eines Wortes und der klaren Argumentation gewann. Für ihn war der sorgfältige Umgang mit der gesprochenen und geschriebenen Sprache ein wesentlicher Teil des menschlichen Miteinanders.

Das Pelizaeus-Gymnasium verliert mit Franz Josef Floren eine hochgeachtete Persönlichkeit, einen Denker und Lenker. Die Spuren, die er hinterlässt, lassen ihn lebendig bleiben. Wir werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.