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21.04.2015 12:31

Podiumsdiskussion am Pelizaeus-Gymnasium: Islamismus - Eine nationale und internationale Gefährdung?

Kategorie: Mitteilungen der Schülervertretung, Veranstaltungen

So lautete der Titel einer von Schülern organisierten Diskussion am Pelizaeus-Gymnasium. Der Plan entstand im Herbst 2014, als der Schülervertretung auffiel, wie wenig sich die Jugend mit Politik und der Welt beschäftigt. Um das zu ändern, setzten sich aus der Schülervertretung Tonia von Pock und Deniz Aytac (Schülersprecherin) mit Herrn Morawietz zusammen. Was aus der monatelangen Planung entstand, war am 16.04. ein großer Erfolg. Eingeladen wurden Landtagsabgeordnete Sigrid Beer (Bündnis 90 Die Grünen) und Landtagsabgeordneter Daniel Sieveke (CDU), stellvertretender Bürgermeister Martin Pantke, Polizeihauptkommissar Herr Cramer und der Sprecher der Schura in Paderborn, Emin Özel.

Alle Referenten beschäftigen sich auch im Alltag beruflich mit dem Thema Islamismus und Extremismus und konnten den anwesenden SoWi-Kursen so eine Vielfalt an Diskussionsansätzen und Streitpunkten zeigen.

Im Programm standen zunächst kurze Vorträge zu Fragen wie „Schutz durch Überwachung, Verlust der Freiheit?“, „Falsche Auslegung/Interpretation des Islam?“, „Nationale und internationale Bedrohung durch Islamismus?“ und „Was kann man an Schulen tun?“.

In dieser ersten Phase wurde von Herrn Özel erklärt, dass der Koran bzw. die Suren Gewalt grundsätzlich ablehnen. Er verdeutlichte die friedliche Natur der Religion und verglich sie in diesem Punkt auch mit dem Judentum und dem Christentum. So zeigte Herr Özel auch, dass sich viele Muslime und Muslima stark vom Islamismus abgrenzen und deswegen eine Differenzierung notwendig ist. In Punkto Differenzierung stimmten ihm alle Redner zu, ergänzt wurden dann regionale und nationale Ansätze wie islamischer Religionsunterricht und mehr Ansprechpartner zur Hilfe bei Jugendlichen. Auch die Arbeit mit Schülern und Lehrern zur Sensibilisierung gegenüber dem Islam wurde aufgeführt und in diesem Sinne die laufende Veranstaltung gelobt.

Zur Sprache kamen im nächsten Schritt - der Diskussion der Referenten untereinander - höchstaktuelle Ereignisse und Strömungen. Darunter der Terroranschlag in Paris (Charlie Hebdo) und Pegida. Auch hier zeigte sich, dass das gewählte Thema immer wieder auftaucht und Diskussionsbedarf bietet. Ein weiterer Aspekt, der erwähnt wurde, ist die Debatte zur Vorratsdatenspeicherung. Es zeigen sich hier sowohl Chancen für die nationale Sicherheit und den Kampf gegen Terrorismus, als auch Risiken für die persönliche Freiheit jedes Bürgers. Es sei schwierig eine Balance zu finden und immer wieder ein Abwägungsprozess, so Pantke. Obwohl es durch den Zeitdruck nicht möglich war, eine lange Diskussion entstehen zu lassen, kamen alle Referenten einmal zu Wort und konnten ihren eigenen Standpunkt verdeutlichen.

Ebenso wichtig war für die Veranstaltung die Schülerphase. Während der leider zu kurzen Fragezeit wurde dann aus den beobachtenden Schülern das aktive Publikum, das durchaus schwierige aber interessante Fragen an die Referenten hatte. So wurden zum Beispiel Fragen aufgeworfen, die sich mit Lösungsmöglichkeiten gegen Radikalisierung und zu Deeskalation der Lage beschäftigten. Zum Verständnis des Islamismus wurde auch gefragt, wie Jugendliche „abrutschen“ können. Dazu gab es Erklärungsansätze wie etwa Predigten von nicht qualifizierten, selbsternannten Imamen. Herr Özel konnte der Schülergruppe aber versichern, dass es in der Umgebung Paderborns keine solchen Predigten gäbe und falls „Hassprediger“ oder unqualifizierte Imamen auftauchten, diese Fälle sofort untersucht und ggf. weitere Aktivitäten verhindert würden.

Alle Schüler waren auch an Gegenströmungen interessiert und stellten z.B. die Frage, wie Pegida entstehen konnte. Von der Rednerseite wurden Gründe wie Angst vor Terror genannt, die in der Gesellschaft jedoch nicht unbedingt grundsätzliche Ausländerfeindlichkeit anzeigen. Es wurde versucht, diese Strömungen zu verstehen und eben NICHT zu verallgemeinern. Auch in Bezug auf Muslima und Muslime dürfe nicht verallgemeinert werden, so konnten sich Schüler und Redner einigen, dass extremistische Strömungen wie Neosalafisten auf keinen Fall mit Muslimen gleichgesetzt werden dürften.

Das echte Interesse der Schülerinnen und Schüler zeigte sich auch noch nach dem eigentlichen Ende der Veranstaltung: die Gastredner blieben, in lockererer Runde von Schülerinnen und Schülern umringt, gerne noch eine ganze Weile um offengebliebene Frage weiter zu diskutieren. Es zeigt sich also: die SV konnte das Interesse wecken!

Wir hoffen dieses Projekt auch in Zukunft weiterführen zu können und die Kooperation mit den unterschiedlichen Rednern aufrechtzuerhalten.

Ein Bericht für die SV von Deniz Aytac